Beschreibung
No, no, I never was in love
Songs with Theorbo (ca. 1650 – 1663)
from manuscripts from the Lambeth Palace Library/London („The songbook of The Lady Ann Blount) and the Bodleian Library/Oxford
Johannes Reichert – Countertenor
Christine Riessner – Theorbo
meta records (2020)
Ein zufälliger Griff ins Notenregal, gemeinsames Herumblättern, erste musikalische Versuche. Wozu diese leeren Seiten mit vorbereiteten Notenlinien? Ein Arbeitsbuch wohl. Das Unterrichtsbuch einer adeligen Dame namens Lady Ann?
Schon waren wir mitten drin. Ein phantastisches Projekt mit ungeahnt großem Raum für Spekulation und offene Fragen war geboren.
Was wir haben: ein Buch mit dem Titel „Songs with theorbo“. Genauer: zwei vom Herausgeber Gordon J. Callon vereinte Manuskripte, vermutlich von Charles Colman. Darin zusammengewürfelt finden sich (wieder vermutlich) Kompositionen Colmans sowie ihm bekannte Lieder verschiedener Komponisten in englischer, französischer und italienischer Sprache. Die Komponisten können oft nicht einwandfrei zugeordnet werden.
Und so nahmen auch wir uns dieses „Songbooks“ als einem „Arbeitsbuch“ an, fanden eine für uns passende Auswahl an Stücken und bearbeiteten sie nach unserem Geschmack. Etliche nächtliche chats von Kontinent zu Kontinent mit dem Herausgeber unterstützten uns zusätzlich bei unserem Projekt.
Ob heute oder im 17. Jahrhundert – das Thema aller Songbooks ist die Liebe. Vor allem die gescheiterte! Grausame Abweisung, Unerreichbarkeit, fürchterliche Rivalen, alles ist dabei. Die musikalischen Stile der Songs sind dabei äußerst vielfältig. Sie reichen vom “Volkslied” bis hin zur arienhaften verzierten Ode oder schlichten Hymne. Die Tonarten wurden im Hinblick auf die bestmögliche Klanggestaltung geändert, die schlichte Theorbenstimme phantasievoll ausgearbeitet – so kommen die tief berührenden Texte der Lieder wunderbar zur Geltung.
Und dann eben noch die leeren Seiten des Manuskripts. Christine Riessner füllte diese mit ihrer eigenen Klangsprache, der Klangsprache einer heutigen Theorbenspielerin. Daraus entstanden die Intermezzi für Theorbe – Bindeglieder und Stimmungswechsel in ganz persönlicher Farbe zwischen all dem wunderbaren Liebesschmerz.
350 Jahre schlummerten diese Lieder unbeachtet vor sich hin und werden nun ganz behutsam wieder erweckt.