wem du morgen in die Augen schautest
Idee/Konzeption: Johannes Reichert/Veronika Maruhn
Libretto und Regie: Veronika Maruhn
Bühne und Kostüme: Veronika Maruhn
Bühnenbau: Ralf Altrieth
Musik (Arrangement und Bearbeitung):
Ralf Altrieth, Klaus Jäckle, Johannes Reichert
Recherche: Winfried Reichert
mit
Johannes Reichert, Countertenor
Veronika Maruhn, Schauspielerin/Sängerin
Ralf Altrieth, Sopran-, Baritonsaxophon/Percussion
Klaus Jäckle, Gitarre
Premiere: 8. Juli 2000, Tafelhalle, Nürnberg
Ein Auftragswerk der Stadt Nürnberg im Rahmen des MeisterSinger Festivals 2000 in der Reihe „Vokalmeister“
Nürnberg 1450 – Auch im 15. Jhd. geht es mitunter höchst sinnenfreudig zu. Nehmen wir z. B. einen gewissen Wölflin von Locham. Ein Lebemann, der Wein, Weib, Gesang und dem Spiel sehr zugetan ist. Letzteres bricht ihm den Hals, und möglicherweise das Herz. Seine Liebeserklärung, eine Sammlung von Liedern, gelangt nie in die Hände seiner Angebeteten, sondern -unvollendet- in die Hände seiner Saufkumpane. Nürnberg 2000 – 500 Jahre später fällt dem kauzigen Bibliothekar Wolfgang Löber ein sonderliches Buch in die Hände. Das „Lochamer Liederbuch“ beschäftigt ihn fortan Tag und Nacht, denn er hat sich in den Kopf gesetzt, es zu vollenden. Sehr zum Leidwesen seiner bodenständigen Mitarbeiterin Frau Ramonis, die ihrerseits den angehimmelten Chef lieber auf dem Boden der Tatsachen und somit an ihrer Seite sehen würde. Aber das Buch hat es in sich, schließlich mischt auch Frau Ramonis kräftig mit … und es entsteht ein Zeitstrudel, in dem Ihnen die Musik nur so um die Ohren fliegt.
Der Abend rankt sich um wahre Begebenheiten. Ca. 1450 entsteht das „Lochamer Liederbuch“, eine der bedeutendsten musikalischen Quellen weltlicher Musik überhaupt. Teilweise dilettantisch-ungelenk, dann wieder äußerst kennerhaft niedergeschrieben, finden sich darin die Lieblingsstücke der Zeit. Gesammelt in der damaligen „Krone des Reiches“, in einer Stadt voller Kunstsinn, Musizierfreude und Weltaufgeschlossenheit – Nürnberg. Wie im „Lochamer Liederbuch“, finden sich auch in „wem du morgen in die Augen schautest“ Lieblingsstücke aus mehreren Jahrhunderten Nürnberger Musik. Einträchtig ver-rückt versammelt, erklingt Vokal- und Instrumentalmusik von Meistern wie Hassler, Krieger, Vogel neben Songs von „Ihre Kinder“, Rio Reiser und anderen. Zum Klingen gebracht von DarstellerInnen und InterpretInnen des Jahres 2000. Stilistisch ohne Grenzen und garantiert mit eigener Note.