Vita

Johannes Reichert wuchs in Bilbao auf und verbrachte mehrere Jahre in Bogotá und Venedig. Zu Beginn seiner Laufbahn widmete er sich neben der Violine in Folk-Rock-Formationen intensiv seinen Studien der Querflöte bei Jaime Moreno in Bogotá/Kolumbien und Elisabeth Riessbeck an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl. Gesang studierte er bei Hilde Frauendorfer an der Hochschule für Musik in Würzburg und schloss als einer der ersten deutschen Countertenöre mit dem Solisten-Diplom (Jury: Ingeborg Hallstein, Charlotte Lehmann u.a.) ab. Eine wichtige Rolle auf seinem künstlerischen Weg spielte sein langjähriger Korrepetitor Werner Dörmann. Er nahm Unterricht bei legendären Countertenören wie Charles Brett in Winchester und arbeitete als Stipendiat der Händelfestspiele Karlsruhe mit James Bowman und Paul Esswood. Es folgten Studien bei Boyan Stoilov in Paris, David Jones in New York und Hans-Josef Kasper in Deutschland. Die Teilnahme an dem Concorso Lirico Internazionale „Vissi d’Arte“ brachte ihm neben dem Einzug in das Finale grosse Anerkennung bei den Juroren Mirella Freni und Gianni Raimondi.

Johannes Reichert liebt Grenzgänge: Neben seinem Hauptrepertoire in der Renaissance- und Barockmusik hat er spartenübergreifend ebenso mit Schauspielern und Tänzern gearbeitet, sowie zahlreiche Konzert- und Bühnenwerke zeitgenössischer Musik uraufgeführt. Auftragswerke für Theater, Museen und Festivals als auch viele eigene szenische Projekte wurden von ihm konzipiert und produziert, welche grosse Beachtung gefunden haben. Neben seiner Arbeit mit renommierten Ensembles der Alten Musik, u.a. Deutsche Bachvocalisten, Musica Fiata Köln, Kammerchor Stuttgart, Concerto Köln, Tafelmusik Baroque Orchestra, Ensemble Elyma findet man ihn hauptsächlich auf der szenischen Bühne. Engagements führten ihn dabei an viele Bühnen, auch der Freien Szene (Pocket Opera Company, Palindrome Dance Company, Forum InterArt u.v.a.).

Er gründete eigene Ensembles wie das duo maréll mit dem Lautenisten und Vihuelisten Ingo Veit mit dem Schwerpunkt Spanische Renaissancemusik, das Barockensemble Il Concerto Celeste oder das Musikprojekt zwischen Barock und Jazz „Orpheus has just left the building“ mit dem Jazzpianisten Peter Fulda. Mit den Rockmusikern Ernst Schultz (Ihre Kinder) und Holger Stamm hat er Projekte realisiert. Konzertreisen und Engagements führten ihn in viele Länder Europas, nach Israel, Südamerika, Japan und in die USA.

Mit dem Saxophonisten Ralf Altrieth gründete er 1999 das vielbeachtete Label metarecords.

Als gefragter Gesangspädagoge und Stimm-Coach ist Johannes Reichert in seinem eigenen Atelier für Gesang als auch in zahlreichen Kursen und für Ensembles und Chöre tätig. Regelmäßig wird er als Gastdozent an die Universidad Nacional de Colombia und verschiedene Universitäten in Kolumbien eingeladen.

Über vierzig Schallplatten- und CD-Einspielungen, u.a. für Bayer Records, Sony, Deutsche Harmonia Mundi, BMG, Christophorus und meta records, von denen einige renommierte Auszeichnungen gewannen, sowie Rundfunk-, DVD- und Fernsehaufnahmen dokumentieren die Laufbahn von Johannes Reichert.

Im Jahre 2021 wurde ihm der Kulturpreis der Stadt Nürnberg verliehen und seine CD-Einspielung „Orpheus has just left the building“ wurde für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. In den Jahren 2021 und 2022 erhielt er jeweils ein Stipendium des Deutschen Musikrats im Rahmen des Förderprogrammes NEUSTART KULTUR.